Januar 2024
Shamams Makronen-Bäckerei ist nicht nur in Vanadzor sehr beliebt, sondern weit über die Stadt hinaus. Viele Touristen, die die Stadt besuchen, freuen sich darauf, die mit viel handwerklichem Können produzierten Makronen und Croissants zu probieren. Bei der Verwirklichung ihres Traums von einer Konditorei wurde sie durch das Unternehmerinnen-Programm von AGBU unterstützt.
Das im Jahr 2017 aufgelegte AGBU-Unternehmerinnen-Programm stärkt Frauen, ihre Geschäftsideen zu verwirklichen, es unterstützt sie mit vielfältigen Werkzeugen, Ressourcen und praktischen Erfahrungen. Seit 2022 arbeitet das Programm mit der Deutschen Sparkassenstiftung für Internationale Kooperation (DSIK) zusammen. Das Micro Business Game der Deutschen Sparkassenstiftung ist Bestandteil des Trainings. Die Teilnehmerinnen simulieren die Führung eines kleinen Geschäfts und sammeln so Erfahrungen durch innovatives und interaktives Lernen.
Frauen in Armenien stärken
Nach Aussage von Tatevik Manukyan, der Managerin des AGBU-Unternehmerinnen-Programms, bleibt die Ungleichheit zwischen Geschlechtern weltweit ein relevantes Thema, auch in Armenien. Frauen haben weniger Möglichkeiten und stoßen häufiger auf Hindernisse als Männer, wenn es um Bildung und Karriere geht. Viele Frauen in Armenien haben kein Eigentum, kein Bankkonto, obwohl sie vielversprechende Geschäftsideen haben, auch über das traditionelle Rollenverständnis hinaus. Das führt zu einem eingeschränkten Zugang zu Finanzen und Kreditmitteln.
“Wir möchten Frauen dabei unterstützen, wirtschaftlich selbständig zu werden, indem wir ihnen Wissen und Fähigkeiten vermitteln, ihre Geschäftsideen zu entwickeln oder zu optimieren,“ beschreibt Tatevik Manukyan den Kern des AGBU-Unternehmerinnen-Programms.
In den vergangenen sechs Jahren haben circa 1.000 Frauen am Programm teilgenommen. Viele Absolventinnen haben ihr eigenes Unternehmen gegründet, sie haben Arbeitsplätze geschaffen und tragen zur gesellschaftlichen Entwicklung und Wirtschaftswachstum bei. Eine Umfrage ergab, dass 80% der Absolventinnen ihre unternehmerischen Ziele erreicht haben - eine beeindruckende Quote.
Ein wichtiger Aspekt des Programms ist Inklusion, ohne Altersbeschränkungen. Das entscheidende Kriterium ist eine überzeugende Geschäftsidee. Das Programm unterstützt Vielfalt, es ist offen für alle: von der 19-Jährigen bis zur über 70-Jährigen, die ein Unternehmen zur Produktion von Papiertüten gegründet hat.
Vier Stufen der Ausbildung
Die Begünstigten des AGBU-Unternehmerinnen-Programms absolvieren eine umfangreiche vierstufige Ausbildung. Die erste Stufe umfasst vorbereitende Videokurse in armenischer Sprache. Sie bilden mit Themen wie digitale Kompetenz, Unternehmensethik, kommunikative Fähigkeiten und Problemlösungskompetenz die Grundlage.
In der zweiten Stufe besuchen sie einen dreimonatigen Kurs, in dem sie sich mit unternehmerischem Denken, Marktforschung, finanzieller Bildung, Marketing, Produktion, Kostenkalkulation und Preisgestaltung beschäftigen. Hier wenden sie aktiv die Fähigkeiten an, die sie im Training mit der Deutschen Sparkassenstiftung erworben haben und nutzen dafür auch das Micro Business Game.
Dieses Training ist eine hervorragende Möglichkeit, die finanzielle und unternehmerische Entscheidungskompetenz zu vertiefen und in praxisnahen Situationen zu beweisen. Simuliert werden Produktionsprozesse, die Zusammenarbeit mit Lieferanten und die Analyse der Geschäftszahlen und des Geschäftserfolgs.
“Die Deutsche Sparkassenstiftung kam genau zur richtigen Zeit. Gemeinsam haben wir einen neuen Ansatz entwickelt, der unser Programm bereichert. Für die meisten Menschen ist es leichter, Wissen auf spielerische, praxisnahe Art und Weise aufzunehmen. Das Training ist interessant, aktiv, einfach, und die Menschen tauchen sofort in den Prozess ein,“ sagt Tatevik Manukyan.
Nach erfolgreichem Abschluss des Trainingsprogramms haben die Absolventinnen mit den vielversprechendsten, aber realistischen Businessplänen die Chance, finanzielle Unterstützung von AGBU zu erhalten. Die Absolventinnen bleiben in Kontakt und unterstützen künftige Teilnehmerinnen.
“Wir führen immer Follow-up-Maßnahmen durch. Wenn jemand unsere Unterstützung braucht, geben wir unser Bestes, um diese bereitzustellen. Wir sehen uns als große Familie. Auch wenn Frauen das Programm abgeschlossen haben und ihren Weg gehen, können sie sich jederzeit mit ihren Fragen an uns wenden,“ ergänzt Tatevik.
Herausforderungen und Pläne
Aktuell steht das Unternehmerinnen-Programm vor allem vor der Herausforderung, die gewaltsam vertriebenen Menschen aus Nagorno-Karabakh zu unterstützen. Tatevik Manukyan unterstreicht AGBUs großes Engagement, für die Menschen da zu sein. Das Unternehmerinnen-Programm bindet Frauen aus dieser Region aktiv ein und fördert ihre Integration, indem es sie auf Unternehmensgründungen in Armenien vorbereitet.
Tatevik ist davon überzeugt, dass die langfristige Zusammenarbeit mit der Deutschen Sparkassenstiftung dazu beiträgt, die Ziele des Unternehmerinnen-Programms zu erreichen. Einige der Trainerinnen und Trainer von AGBU haben kürzlich am Training zu weichen Faktoren und Methoden der Erwachsenenbildung, welches von der Deutschen Sparkassenstiftung organisiert wurde, teilgenommen. Für die Vertiefung der Partnerschaft haben AGBU und die Deutsche Sparkassenstiftung viele Pläne.
“Unsere Zusammenarbeit mit der Deutsche Sparkassenstiftung für Internationale Kooperation ist ein ständiger Dialog. Wir entwickeln frische Ideen und entwerfen neue Initiativen. Wir haben ein gemeinsames Verständnis zu Themen wie nachhaltige Geschäftspraktiken oder der Zertifizierung des Trainingsprogramms von AGBU”, sagt sie abschließend.